Clubkultur und Diversität in Wien

Clubkultur und Diversität in Wien

Liebe Leser:innen,

ich habe es mir zum Anlass genommen, mehr über die Clubkultur in Wien herauszufinden, statt zu vermuten. Anstoß dabei war ein Ausruf von Rudi Wrany auf den Sozialen Medien: Wie langweilig doch die Popkultur in Wien ist, und wie viel weniger gut kuratierte, kreative Clubbings passieren. ..

Ich habe mich sehr angesprochen gefühlt, da ich jüngst eine sehr innovative Idee als Clubbing umsetzte, und mich versuchte, Unterstützung und Aufmerksamkeit aus aus den oberen Reihen des Club-Patriarchiats zu gewinnen.

Auf meinen Ausspruch".. dass es vielleicht mal Zeit wäre auch neue und innovative Projekte zu unterstützen..." revidierte Rudi, dass 80% der Lineups nicht mehr die sind welche es vor 15 Jahren gab... Er retournierte mit der Fragte, wo es denn "Man Only" lineups überhaupt noch gäbe...( Als wäre es wohl genug mit Frauen hinter den Decks..so verstand ich es auf jeden Fall, vielleicht meinte er es auch anders! Aber egal...

...Here we go Rudi...

Zu erwähnen sei noch, dass Zeitgleich das "Jolly Rogers" sich damit profiliert der erster"Dayclubber" Wiens zu sein... Von 21:00Uhr - 2:00 Uhr, schön die gängigsten DJs Wiens mit einem fetten Headliner buchen und sich selbst verkaufen.

Mich nervt dass! Und ich mag dazu nimmer schweigen!

Obwohl ich wohlwollen zu meinem Clubbing, bekannte Veranstalter*innen, Radiokuratoren auf FM4 und Superfly kontaktierte, ihnen meine Veranstaltung präsentierte und bat unser Projekt "Vier::tel"zu unterstützen, habe ich eher schweigen statt helfen verstanden. Ich hab erfahren dass viele Wiener Veranstalter:innen lieber Ideen zu eigen machen, statt sich wohlwollend zu unterstützen...Nur meine Erfahrung Leute! Ist bestimmt nicht immer so!

Kurz zu "VIER::TEL, im Kontext des konstanten Takts, Techno"

Mit Vier::tel, haben wir eine zeitgenössische elektronische Musikveranstaltung ins Leben gerufen welche Menschen jeden Alters, Geschlechts, Herkunft und Ethnie in einer inklusiven Umgebung zusammenbringt möchte, um im Rhythmus des Viervierteltakts zu tanzen. Unsere Intention ist die Revolutionierung der Wiener Clublandschaft mit Barrierefreiheit durch die aktive Einbindung von Menschen in verschiedenen Lebenssituationen :: Eltern, die sich einpaar Stunden Auszeit gönnen wollen, Menschen mit besonderen Mobilitätsbedürfnissen, Pensionist:innen welche neuen Schwung in ihrem Leben suchen, oder auch die "Alten Raver", welche nicht mehr bis in die Nacht warten wollen um mal wieder Druck auf ihren Ohren zu bekommen. Deswegen findet „Vier::tel“ ab 18:00 - 23:00 Uhr im typischen Clubambiente statt :: Wir sorgen für ein wohlwollendes welcoming :: feinfühlige Awareness & satten Sound.

Also weiter im Quartet...

Meine Recherchen basieren auf den Ergebnissen des WWW - Technoaboard, Resident Advisor, Instagram und Facebook. Sollte ich etwas falsch heraus gefunden habe, bitte ich aufrichtig um Entschuldigung und Korrektur eurerseits!

Die Vier Beliebtesten Clubs in den letzten 15 Jahre waren
2009 : Flex, Pratersauna, Sass, Fluc                2024 : Grelle Forelle, Pratersauna, Sass, PRST
Im folgenden werdet ihr erkennen dass viele Veranstalter in diesen Clubs die gleichen waren, sind, damals wie heute. Bis auf das Fluc, heutiges Flucc, eher autonom. Ich schreibe bewusst nicht Veranstalter:innen in diesem Abschnitt, weil es in diesen, beliebtesten Clubs keine Frauen gab, geschweige denn gibt. Extrem wenige! Gut, in den letzten Jahren sind die Kollektive nur so aus der Erde gesprungen, und gut, auch Frauen darunter...trotzdem behält die Oberhand, ganz Stark, das männliche Geschlecht.

Fangen wir mal mit der guten Nachricht an

Unter den herausragendsten und Geschlechtergerechtesten Events in Wien sticht "Zuckerwatt" hervor. Mit Sitz in der Grellen Forelle, bucht es vorbildlich lokale und internationale DJ-Damen. Auch auf ihren Flyer ihrer sozialen Medien, entdecke ich fröhlich, weibliche Ausgeglichenheit.

Bei "Turbo", fällt mir hingegen geringe weibliche Verstärkung auf. Zu 95 Prozent nur Männer.

Ein erfreuliches Beispiel für Diversität bietet hingegen der "Meat Market". Trotz seiner Hauptzielgruppe in der Queeren & Schwulen Community, erscheinen regelmäßig lokale und internationale weibliche DJ-Größen.

Die Clublandschaft in Wien ist jedoch nicht frei von Kritik. Der "Club Pompadour", der seit 15 Jahren mit Locations wie Camera, Sass, Pratersauna und PRST vertreten ist, zeigt sich sehr männerdominant. Schaue ich mir die Veranstaltungen auf Facebook an, finde ich in 5 Jahren nur 4 DJ-Damen. Veronica Amie, Lina K, DJ Hill, Sarah Satori...

Auffällig sind zudem die "Guys only Lineups" bei Veranstaltungen von "Kindervompark", wobei es nur sehr wenige Ausnahmen gibt. Ich fand jetzt nur mal das DJ Duo "Bart & Busen" ...hmmm, lassen wir mal die Gedanken offen dazu ob es ein wenig sexistisch ist, die einzige Frau welche auf meinen Veranstaltugen vertreten ist, Busen heißt.... Aber ich mag auch nicht in schwarz und weiß spalten, Leute. Ich mag nur mal darüber reden.

Das DJ-Kollektiv "Wiener Mischung" hingegen setzt auf eine weibliche Residenz mit Künstlerinnen wie Hannah mit Hut, _Toni.ofc, Lizn und Leo Stussi und verteilt so ein bisschen Diversität in die Wiener Clubkultur.

Der Vergleich zwischen 2009 und 2024 zeigt einen deutlichen Wandel in der Zusammensetzung der Veranstalter*innen. Während in der Vergangenheit Frauen hinter den Decks eher die Ausnahme waren, haben sich 2024 Künstlerinnen wie Monika Mayr (MO) mit Gspot, Julia Kainz von "Glitzer und Trash", Petra Kißlinger von "Ladyshave", Masha Dabelka als "Turntablista" und Aida Arko mit "Invites @ Grelle Forelle" sichtbar gemacht. Und ja, seit 2023 auch Tatjana SNDR_Xone mit "Vier::tel" :-)

Bei meiner Recherche zum Jahr 2009, gab es fast gar sehr wenig Frauen hinter den Decks, geschweige denn als Veranstalter*innen zu entdecken. Mit den Ausnahmen: Electric Indigo (Female:Pressure), Sweet Susie (Dub Club), DJ Ravissa (Addiction), Tibcurl (Icke Micke) und Joyce Munic.

Besonders hervorzuheben ist Monika "MO" Mayr, die seit 20 Jahren mit "Gspot" erfolgreich Veranstaltungen organisiert und damit einen bedeutenden Beitrag zur Wiener Clubszene leistet.

Ja, zwischen 2009 und 2024 gabs auch ein, zwei andere Damen wie Therese Terror und Frauenkollektive die wir nicht unbeachtet lassen dürfen. Jedoch beziehe ich mich hier hauptsächlich auf die Drei angesagtesten Clubs Grelle Forelle, Pratersauna, Sass in den Jahren 2023 und 2009.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Wiener Clublandschaft zwischen einem etablierten Veranstalterpatriarchiat und aufstrebenden DJ-Kollektiven aufgeteilt ist. Für Einzelkünstler*innen, die nicht Teil eines Kollektivs sind, gestaltet es sich oft schwierig, Auftritte zu bekommen. Diese Erkenntnis basiert sowohl auf persönlichen Erfahrungen als auch auf den Erkenntnissen meiner Recherchen...Lasse mich aber da auch gern vom Gegenteil überzeugen.

Die bedeutendste Bewegung der "Dieszeit" in Richtung Diversität sind DJ-Kollektive. "Ananas", "Techno Vienna", "Wiener Mischung" und "Zwidemu".

Nun gut, genug dieser Sache! Ich wünsche mir noch mehr Kreativität in here, und vor allem Einbindung von Menschen mit besonderen Mobilitätsbedürfnissen und Lebenssituationen im Clubkulturleben. Als Besucher:innen und Veranstalter:innen..


In diesem Sinne, herzlichen Dank für eure Zeit und Aufmerksamkeit!

Danke Rudi für den Anstoß, die Muße!

Liebe Grüße

Tatjana SNDR_Xone

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